Bei Anruf Support! Die Elektroniker im Entstördienst sind die Fachleute für mehr als 20 Produktionsbetriebe am Standort – und das rund um die Uhr 21 Uhr im Chemiepark: Die Nachtschicht von Wolter beginnt od„Gottfried Wolter war ein authentisches M el, B laue Stunde auf dem Knapsacker Hügel. Der Himmel noch golden, doch langsam schiebt sich die Dämmerung ins Blickfeld. Gottfried Wolter hat Nachtschicht. Auf den Schreibtisch im Büro legt er Banane, Apfel und stellt noch einen Becher Buttermilch dazu. „Ich übernehme heute den Entstördienst bis morgen früh um sechs“, erklärt er. Er ist der Mann, bei dem das Telefon klingelt, wenn es in den Betrieben eine Störung gibt. Er ist der Retter in der Not. Da kann ein bisschen Stärkung nicht schaden. ALLTAGSHELDEN Wolter und seinen sechs Kollegen im Entstördienst stellen die Diagnose und managen die Entstörbeseitigung in den Bereichen Elektrotechnik sowie Mess-, Steuer- und Regelungstechnik. Er erzählt: „Wir sind so etwas wie der ‚Schlüsseldienst‘ für elektrotechnische Anlagen. Wir helfen, und damit sind viele Erfolgserlebnisse garantiert!“ Allein auf Nachtschicht. Das klingt aufregend, aber auch etwas furchteinflößend. Wolter grinst verschmitzt und meint: „Jede Schicht verläuft anders. Ich mag den Kick. Aber keine Sorge, die Aufgabe ist keine Zauberei.“ In der Schicht ist er allein an der Front, doch mit dem Wissen, dass im Hintergrund ein bestens qualifiziertes und spezialisiertes Team steht. Außerdem ist die Unterstützung aus den Fachabteilungen gewiss. Ein Kollege im Hintergrund steht bereit – für eine zweite Meinung, Rat und Hilfe. Wer heute neu im Job startet, auf den wartet eine Einarbeitungsphase von sechs Monaten bis zwei Jahren, in der der/die ‚Neue‘ während der Schicht einen erfahrenen Kollegen begleitet und in der Tagschicht Anlagenkenntnisse erwirbt. „Erfahrung und ein immer größeres Fachwissen kommen mit der Zeit. Wir alle hier lernen ständig dazu. Wichtig ist: Wir sind ein Team und halten zusammen“, bekräftigt Wolter. der Abendhim mel ein wunderbarer Lichtmeister", sagt Ralf Baumgarten, der für diesen Beitrag die Fotos inszenierte. 26 | KNAPSACKSPIEGEL 4 / 2024
„Als ich hier angefangen habe, war ich nur Personalnummer 33/50. Heute rufen mich die Leute aus den Betrieben an und sagen: „Gottfried, kannste mal kommen?“ Gottfried Wolter HER MIT DER LÖSUNG Wenn Wolter über seine Erlebnisse auf Schicht erzählt, strahlt er, kann er sich verlieren in den Details der Lösungsfindung, ist er völlig in seinem Element. Er ist ein Tüftler, einer der dranbleibt und dabei die Ruhe in Person. Neben dem Fachwissen, dem sicheren Auftreten und der Kommunikationsfähigkeit sind das wichtige Eigenschaften in seinem Job. „Es gibt Fehler, die sind kurios“, sagt er. „Neulich gab es Probleme in einem Betrieb und letztendlich lag es an einem Ventilator, in dem Wasser stand. Das war knifflig und wenn du dann einen solchen Fehler findest, biste erst mal baff“. Was für die einen vielleicht der Zauberwürfel, ist für Wolter die Störung in der Produktionsanlage. Er kann nicht lockerlassen, bis er die Lösung hat. Den Kollegen geht’s ähnlich. WANDELNDES WISSEN Wolter ist schon lange dabei. Er erzählt von Zeiten, in denen er rüber in die Oxi-Anlage gegangen ist, um dort bei Bockwurst und Cola mit den Leuten zu sprechen und über die Anlage zu fachsimpeln, von der Hauptwerkstatt und deren Handwerkern, die ihr Wissen an ihn weitergaben. Heute lernen er und seine Kollegen während Stillständen, in denen sie bestimmte Situationen simulieren, und auf Einsätzen in Betrieben im Bereich Messtechnik und Montage. Er schwört, dass er auf einer laufenden Maschine „pennen“ kann und hat auch gleich die passende Anekdote parat. Dass er Ende des Jahres in Ruhestand geht ist an diesem Abend nicht vorstellbar, scheint er doch so etwas wie die Verkörperung des Geists vom Knapsacker Hügel. Doch er freut sich. In der Rente möchten er und seine Frau ihre Zeit vermehrt den Enkelkindern widmen. Apropos Familie. Wie verträgt sich die mit der Schichtarbeit? Wolter überlegt kurz. „Natürlich ist das manchmal schwierig, aber die Planbarkeit bringt auch Vorteile. Im Fa- Neben diversen Werkzeugen hat Wolter beste Laune und eine sichere Gelassenheit im Gepäck milienalltag können wir uns anders einbringen, die Jüngeren unter uns z. B. in der Kinderbetreuung. Die Schicht schafft auch Freiräume.“ Dann greift er nach einer kleinen, mit Werkzeug vollgestopften Ledertasche, betont: „Ohne diese Tasche geh’ ich nie aus der Tür!“, streift sie über die Schulter und zieht los. Der Chemiepark ruft. Spannend?! Interesse an Technik, Lust auf die Arbeit im Team und die Bereitschaft, eigenständig Entscheidungen zu treffen? Dann könnte ein – übrigens überdurchschnittlich dotierter – Job im Entstördienst der richtige sein. Gottfried Wolter und Kollegen geben gerne Informationen aus erster Hand: Telefon: -6020 KNAPSACKSPIEGEL 4 / 2024 | 27
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