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KnapsackSPIEGEL 1/2022

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Das Magazin des Chemieparks Knapsack

„Landschaft mit hohem

„Landschaft mit hohem naturschutzfachlichem Wert – und vielen kleinen Highlights“ Anja Pflanz arbeitet seit Mitte der 1990er Jahre für den Rhein- Erft-Kreis beim heutigen Amt für Kreisentwicklung, Ökologie und Klimafolgenanpassung. Dort ist sie zuständig für den Vertragsnaturschutz und den Themenkomplex Biodiversität und betreut dabei auch kreiseigene Acker- und Grünlandflächen. KNAPSACKSPIEGEL sprach mit ihr über ihre Arbeit, die Berührungspunkte mit dem Chemiepark Knapsack und wahre Natur-Schätze in der angrenzenden Region – wie das Restfeld Ville. Frau Pflanz, was kann man sich unter Vertragsnaturschutz vorstellen? Vertragsnaturschutz ist ein sehr wichtiges Förderinstrument des Landes NRW in der Zusammenarbeit des Naturschutzes mit der Landwirtschaft, das sich besonders in den vergangenen fünf Jahren zu einem Erfolgsmodell im Rhein-Erft-Kreis entwickelt hat. Der Kreis bietet den Vertragsnaturschutz als Bewilligungsbehörde bereits seit 2004 an, um Landwirte, die Acker- oder Grünland im Sinne des Naturschutzes extensiv bewirtschaften, für ihren Aufwand und Ertragsausfall entschädigen zu können. Seitdem das große Ausmaß des Artenrückgang deutlich wurde und der Insektenrückgang so stark in das öffentliche Bewusstsein getreten ist, bewirbt der Kreis zusammen mit der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft, der Kreisbauernschaft und der Landwirtschaftskammer bei den Landwirt*innen die Teilnahme am Vertragsnaturschutz, um die gefähr deten Tier- und Pflanzenarten im Kreisgebiet aktiv zu fördern. Wir haben damit gerade zuletzt schöne Erfolge erzielt und die Bestände einiger Arten stabilisieren können. Die Entschädigungen für die Vertragsnaturschutzmaßnahmen im Jahr 2021 wurden Anfang diesen Jahres gerade wieder an die Landwirtschaft im Rhein-Erft-Kreis ausgezahlt. Dabei haben wir mit ca. 1,1 Millionen Euro die Millionengrenze „geknackt“. Der Vertragsnaturschutz ist einer meiner Arbeitsschwerpunkte, in dessen Zusammenhang auch die Maßnahmenkoordinierung für die sogenannten Verantwortungsarten des Kreises zu sehen ist. Jeder Kreis in NRW trägt je nach Häufigkeit oder Seltenheit die Verantwortung für das weitere stabile Bestehen einzelner Arten. Entweder sind sie so selten in NRW, dass sie in den Kreisen, in denen sie noch vorkommen, besonders geschützt werden müssen, oder sie kommen im Gegensatz zu anderen NRW-Kreisen mit über zehn Prozent ihres Landesbestandes noch so häufig vor, dass sie auch deswegen geschützt und gefördert werden sollen. Welche Arten im Rhein-Erft-Kreis sind das beispielsweise? Vor allem handelt es sich um Offenlandarten, die in der offenen Ackerlandschaft leben wie zum Beispiel die Grauammer, die Feldlerche, das Rebhuhn und einige andere Vogelarten, aber auch der Feldhamster oder 10 | KNAPSACKSPIEGEL 1 / 2022

INTERVIEW der Steinkauz, der auf Obstwiesen anzutreffen ist. Für diese Verantwortungsarten koordiniere ich Konzepte und Maßnahmen, die zusammen mit unseren Partnern, wie vor allem die Biologische Station Bonn / Rhein-Erft e. V., umgesetzt werden. Einer dieser Partner ist auch der Chemiepark Knapsack und eine wichtige Rolle spielt dabei auch das Gebiet „Restfeld Ville“. Ja, das Restfeld Ville ist, wie der Name es andeutet, der nicht genutzte Rest des ehemaligen Tagebaus Vereinigte Ville (Anm. d. Red.: siehe auch Info- Kästen). Dieser wurde im Laufe der 1980er Jahre teilweise zu einem Deponiestandort entwickelt, weil die mächtigen, undurchlässigen Tonschichten unter der Kohle sehr gute geologische Voraussetzungen für einen Deponiebetrieb sind. Im Norden schließt sich das Restfeld Ville an, das nicht rekultiviert wurde. Es wurde auch kein Fremdmaterial aufgeschüttet, sondern man hat das komplette Gebiet sich selbst und der natürlichen Entwicklung überlassen. An einigen Stellen kann man heute noch die mit dem Kohleabbau offen gelegten Tonschichten finden, die äußerst dicht und auch für einen natürlichen Bewuchs mit Pflanzen nicht geeignet sind. Auf der anderen Seite gibt es teilweise sehr magere und sehr verdichtete Flächen, die zur Folge haben, dass wir heute dort eine sehr offene Landschaft vorfinden, die nur mit kleineren Waldbeständen und Gebüschgruppen durchsetzt ist. Und für dieses Restfeld Ville wurde bereits 2004 eine Pflegevereinbarung getroffen. Das stimmt, und zwar zwischen fünf Vertragspartnern. Dazu gehören als Eigentümer des Gebietes die drei Unternehmen YNCORIS, das heißt die damalige InfraServ Knapsack GmbH & Co. KG, die RWE AG und die Rheinischen Baustoffwerke GmbH sowie der Rhein-Erft-Kreis und der NABU Rhein-Erft. Was war der Grund für diese Pflegevereinbarung? Die Partner waren sich über den inzwischen hohen naturschutzfachlichen Wert des Gebietes einig und wollten einerseits diesen Zustand sichern und seine weitere positive Entwicklung gewährleisten. Andererseits wurde wegen der großen Nähe zu einem naturschutzwürdigen Gebiet in der Pflegevereinbarung die Produktion am Industriestandort Knapsack und dessen zukünftige Entwicklung in alle Richtungen grundsätzlich sichergestellt. AUF DEN SPUREN DER BRAUNKOHLE Das Restfeld Ville & die ehemalige Ortschaft Knapsack Geschützt in der Tiefe des ehemaligen Braunkohletagebaus „Vereinigte Ville“ östlich von Knapsack ist seit den 1980er Jahren eine einmalige naturschutzwürdige Landschaft mit seltenen Tier- und Pflanzenarten entstanden. Hier blieb die Natur sich selbst überlassen und hat den Raum wieder zurückerobert, den die Schaufeln der Kohlebagger als Ödnis hinterließen. Am Rand des Restfeld Ville liegt der „Garten der Ruhe“, hier können Besucher den ehemaligen Friedhof von Knapsack entdecken. Durch die emissionsbedingte Umsiedlung des Ortes Knapsack in den Jahren 1970 bis 1975 wurde der Friedhof geschlossen. Neben einigen wenigen noch bestehenden Straßenzügen bildet er heute die letzte Erinnerung an den ehemaligen Ortsteil. Aufgrund der Gestaltung und des Gräberbestandes ist der Friedhof aus ortsgeschicht lichen Gründen noch heute von besonderer Bedeutung. Auszug aus der Webseite Regio Grün KNAPSACKSPIEGEL 1 / 2022 | 11

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