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KnapsackSPIEGEL 1/2022

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Das Magazin des Chemieparks Knapsack

AUF DEN SPUREN DER

AUF DEN SPUREN DER BRAUNKOHLE Das Kraftwerk Goldenberg Das Kraftwerk Goldenberg (ursprünglich Vorgebirgszentrale genannt) ist ein ehemaliges Elektrizitätswerk der RWE in Hürth-Knapsack. Das Kraftwerk wurde ab 1913 nahe dem Tagebau Vereinigte Ville und den Brikettfabriken der Roddergrube AG auf dem Villerücken bei Hürth-Knapsack nach den Plänen des Architekten Alfred Fischer und dem technischen Konzept von Bernhard Goldenberg errichtet. Bis Juni 2015 wurden jährlich aus zirka 1,3 Millionen Tonnen Braunkohle etwa 1,3 Milliarden kWh Strom und 0,8 Millionen Tonnen Prozessdampf für die benachbarte Industrie im Chemiepark Knapsack und Fernwärme für Hürth produziert. Die Stromproduktion wurde zum 1. Juli 2015 eingestellt. Die Dampfproduktion bleibt weiterhin bestehen. Das alte Kraftwerk hatte regionale Bedeutung im rheinischen Braunkohlerevier. Nach Unterzeichnung der Pflegevereinbarung habe ich dann die Koordinierung und das Monitoring der vereinbarten Maßnahmen übernommen und die Vertragspartner auch vor Ort zu einem jährlichen gemeinsamen Termin zusammengeführt. Als die Pflegevereinbarung 2004 beschlossen wurde, hatte man beispielsweise zwei Schäfer gewonnen, die das Gebiet mit ihren Schafen und Ziegen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes beweideten, um den offenen Charakter der Fläche und den Lebensraum für entsprechende Vogel- und Reptilienarten erhalten zu können. Einer dieser beiden Schäfer beweidet das vollständige Gebiet mit seiner relativ großen Herde inzwischen alleine. Fachlich wird er von der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft e. V. betreut und bei dem jährlichen gemeinsamen Termin wird die Entwicklung des Gebietes besprochen und je nach Bedarf werden die geplanten Maß nahmen für das Folgejahr optimiert bzw. angepasst. Mit YNCORIS gab es dann 2019 noch zusätzliche Kontakte, weil die Erweiterung des Chemieparks im Rahmen der Neuaufstellung eines Bebauungsplanes durch die Stadt Hürth geplant war. Richtig – die YNCORIS Verantwortlichen hatten überlegt, dass sie einen naturschutzfachlichen Ausgleich für die Süderweiterung des Chemieparks Knapsack schaffen möchten, von dem auch YNCORIS selbst profitieren kann. Deshalb wurde auch geprüft, welches Aufwertungspotenzial hierfür möglicherweise auf eigenen Flächen besteht, um den erforderlichen Ausgleich für den Bebauungsplan zu erfüllen. Auf diesem Wege wurden im Bebauungsplan der Stadt Hürth, der seit letztem Jahr rechtskräftig ist, Kompensationsmaßnahmen auch im Restfeld Ville festgesetzt. Wie kann man sich das vorstellen? Der Chemiepark plant Ausbaumaßnahmen, wie jetzt im aktuellen Falle seine Süderweiterung, und forstet dafür zur Kompensation in der Nachbarschaft entsprechende Flächen auf? Genau das macht er auf eigenen Flächen in der Nähe der Industriestraße. Hier im Restfeld Ville allerdings sind andere Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen. Dieses Gebiet weist eher magere, nährstoffarme Standorte auf. Die Maßnahmen, die YNCORIS jetzt für die Süderweiterung in Abstimmung mit den Beteiligten vorgesehen hat, sind im Restfeld überwiegend Maßnahmen, die das genaue Gegenteil 12 | KNAPSACKSPIEGEL 1 / 2022

„Eine Besonderheit im Restfeld Ville ist mit über 1.000 Exemplaren eine seltene Orchideenart, das Übersehene Knabenkraut. Im Frühjahr gibt es immer wieder Liebhaber, die sich gerne diese Vorkommen anschauen. Die Blütezeit ist Ende Mai bis Anfang Juni. Gerne können wir uns hinsichtlich einer Führung vier Wochen vorher abstimmen.“ beinhalten, nämlich keine größeren Anpflanzungen, sondern die gezielte Entnahme bestimmter Gehölzarten wie beispielsweise der Balsampappel, deren starke Ausbreitung auch durch die Beweidung mit Ziegen und Schafen kaum verhindert werden kann. So gibt es im Vergleich dazu ganz unterschiedliche Biotoptypen, die nur durch entsprechende Pflege existieren. Ein typisches Beispiel ist eine Heidelandschaft wie die Lüneburger Heide, die sich im Rahmen der natürlichen Sukzession zu einem Wald entwickeln würde, wenn man keine Schafbeweidung als Pflegemaßnahmen ergreift. Es gibt im Restfeld Ville noch eine Besonderheit, nämlich das Vorkommen einer eher seltenen Orchideenart, des Übersehenen Knabenkrauts. Genau, daher auch mein Angebot an YNCORIS, dieses Gebiet und die dort vorkommenden seltenen Arten auch einmal interessierten Mitarbeitern zu zeigen. Umso mehr freut es mich, dass es jetzt einmal über den KNAPSACK SPIEGEL die Gelegenheit gibt, diese Themen bekannter zu machen. Es kommt schließlich nicht so oft vor, dass man in direkter Nachbarschaft zu einem Industriegebiet eine Landschaft mit so hohem naturschutzfachlichem Wert und vielen kleinen Highlights vorfindet – und diese Gebiete sich dazu noch zu einem großen Teil im Eigentum des Chemieparks befinden. Im Restfeld Ville gibt es unter anderem einige Gewässer und Feuchtgebiete. Dort ist auch der Standort des Übersehenen Knabenkrauts. Diese Art ist zwar ebenfalls in anderen rekultivierten Tagebaufolgelandschaften zu beobachten gewesen, aber durch das Fortschreiten der natürlichen Sukzession und der Verschattung der Bereiche oftmals wieder verschwunden. Nicht aber im Restfeld Ville, weil dort die Pflegemaßnahmen zur Verhinderung der natürlichen Sukzession durchgeführt werden. Zu den Maßnahmen im Rahmen der Pflegevereinbarung gehört inzwischen auch der Schutz der Orchideen durch einen wildschweinsicheren Zaun. Die Orchideen überwintern mittels unterirdischer Überwinterungsorgane – und diese sind bei den hier auch vorkommenden Wildschweinen als Futter sehr beliebt. Die Orchideen sollten erhalten bleiben und so war die Anlage eines entsprechenden Zauns erforderlich. Inzwischen werden das aufkommende Schilf und die sich ausbreitenden Gehölze auf der Fläche einmal im Jahr von der Biologischen Station Bonn /Rhein-Erft gemäht, um den Orchideen ausreichend Licht zu verschaffen und sie zu erhalten. Diese langjährige Arbeit hat sich offenbar gelohnt. Unbedingt, wir verfügen in diesem Bereich inzwischen über durchschnittlich 1.000 bis 1.200 Exemplare. Mittlerweile haben sich zwar auch sogenannte Hybriden der Art eingestellt, doch gibt es noch immer nur wenige Standorte in NRW mit einem derart umfangreichen Vorkommen dieser Art. Im Frühjahr gibt es daher immer wieder Orchideenliebhaber, die sich gerne diese Vorkommen anschauen. So entstand auch die Idee, diese Besonderheit des Gebietes auch interessierten YNCORIS-Mitarbeitenden zu zeigen. Denn auf eigene Faust kann diese Landschaft nicht erkundet werden – sie ist Betriebsgelände und das Betreten ist zum eigenen Schutz verboten. Wann ist denn die Blütezeit dieser Orchideen? Das ist etwas witterungsabhängig, aber tendenziell Ende Mai bis Anfang Juni. Gerne können wir uns hier hinsichtlich einer Führung drei bis vier Wochen vorher abstimmen, damit die Teilnehmer auch etwas zu sehen bekommen. KNAPSACKSPIEGEL 1 / 2022 | 13

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