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KnapsackSPIEGEL 1/2022

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Das Magazin des Chemieparks Knapsack

IM ERNSTFALL WISSEN, WER

IM ERNSTFALL WISSEN, WER WO IST Weg von der Steckkarte, hin zur Elektronik. Neue Zugangssysteme sorgen im Chemiepark Knapsack bereits bei fünf Unternehmen für mehr Sicherheit bei einer Evakuierung. W enn es brennt oder ein Stoff austritt, heißt es schnell reagieren: Damit die Rettungskräfte mit ihrer Arbeit beginnen können, müssen Gebäude oder Anlagenteile geräumt sein. Doch haben wirklich alle das Gebäude verlassen? Ob und wer sich noch im Gefahrenbereich aufhält, ist häufig nicht einfach herauszufinden. Denn viele Unternehmen nutzen noch immer Steckkarten, mit denen sich Mitarbeiter*innen und Besucher*innen eintragen, wenn sie eine Anlage oder eine Messwarte betreten. Bei einer Evakuierung muss dann ein Verantwortlicher am Sammelplatz nachhaken, ob alle Personen das Gebäude geräumt haben. In vielen Unternehmen geschieht das noch anhand einer Liste oder über besagte Steckkarten. Das Problem: Nicht immer denken Beschäftigte, Fremdfirmen und Besucher*innen daran, ihre Karten nach dem Verlassen auch wieder umzustecken, weil zum Beispiel das Telefon klingelt oder sie wegen anderer dringender Aufgaben abgelenkt sind. Liegt der An- und Abmeldeort nicht direkt am besuchten Ort selbst, steigt das Risiko noch einmal, dass das Ein- oder Austragen vergessen wird. „Im schlimmsten Fall riskieren Rettungskräfte auf der Suche nach einem Vermissten ihr Leben, während sich die Person schon längst auf der heimischen Couch befindet“, sagt Ronald Rafalski von YNCORIS, der für die Einführung von elektronischen Zugangssystemen im Chemiepark Knapsack verantwortlich ist. „Hinzu kommt: Solange noch Menschen im Gebäude vermutet werden, sind in der Regel keine Löschmaßnahmen möglich, was den Schaden an einer Anlage vergrößern kann.“ STÖRFALLBETRIEBE BESONDERS IN DER PFLICHT Gerade Unternehmen, die der Störfallverordnung unterliegen, müssen über Alarm- und Gefahrenabwehrpläne für den Notfall gerüstet sein. Teil solcher Pläne ist unter anderem ein umfassendes Konzept, mit dem sich Anlagenbetreiber im Notfall ein möglichst vollständiges Bild der Lage verschaffen. Dazu gehört auch, die Notfall- und Evakuierungsmaßnahmen regelmäßig zu überprüfen und zu üben. „Elektronische Systeme sind auch hier gegenüber konventionellen Lösungen im Vorteil“, findet Rafalski. Denn auch Evakuierungsübungen können sehr zeitaufwändig sein. Häufig dauert es, bis alle Beschäftigten ermittelt sind. Zeit, in der alle anderen Mitarbeiter*innen warten müssen. 14 | Peter Kwiatkowski von der Werkfeuerwehr arbeitet am Tablet. Damit könnten sich Rettungskräfte zukünftig noch schneller einen Überblick bei einer Evakuierung verschaffen. REALISTISCHE ANGABEN – STÄNDIG AKTUALISIERT Im Chemiepark Knapsack haben daher neben Bayer und BASF weitere Standortkunden auf eine elektronische Zugangslösung umgestellt. Dabei halten die Beschäftigten ihren Werksausweis oder einen Chip in bestimmten Bereichen an ein Lesegerät und werden so elektronisch erfasst. Zusätzliche Wege entfallen. Auch Besucher*innen und KNAPSACKSPIEGEL 1 / 2022

„Im schlimmsten Fall riskieren Rettungskräfte auf der Suche nach einem Vermissten ihr Leben, während sich die Person schon längst auf der heimischen Couch befindet.“ Ronald Rafalski, YNCORIS Fremdfirmenmitarbeiter*innen können sich zusätzlich zur Messwarte an neuralgischen Punkten mit einem Ausweis ein- und austragen. Diese Daten werden in der Messwarte automatisch aktualisiert – auf Wunsch auch mit Namen. Die Lösung liefert Vorgesetzten und Rettungskräften jederzeit realistische Daten, welche Beschäftigte, Fremdfirmenmitarbeiter*innen und Besucher*innen sich in welchen Gebäuden aufhalten – und zwar selbst dann, wenn sich die Personen bei einer Evakuierung an verschiedenen Sammelplätzen einfinden. Denn dort befinden sich ebenfalls Lesegeräte, an denen die Mitarbeiter*innen ihre Anwesenheit bei einer Übung oder im Ernstfall bestätigen. „Das spart Zeit und gibt Sicherheit – auch für die Nutzer*innen. Denn sie müssen sich weder um Einträge in Listen noch um Steckkarten kümmern“, so Rafalski. „Selbst, wenn doch einmal jemand vergessen haben sollte, sich an einer Stelle auszuloggen, erfolgt dies spätestens bei der Ausfahrt aus dem Werksgelände automatisch.“ INDIVIDUELL ANPASSBAR Die Experten von YNCORIS passen die Lösung für jeden Kunden individuell an – sowohl technisch als auch optisch. Für BASF hat YNCORIS beispielsweise einen Notfallknopf installiert. „Über ihn können unsere Kolleg*innen im Ereignisfall eine aktuelle Anwesenheitsliste ausdrucken“, sagt Thomas Höfert, Leitender Ingenieur Prozessleittechnik bei BASF. „Damit sind sofort alle auf dem neuesten Stand, auch ohne WLAN oder Funknetz. Für uns ein echter Gewinn an Sicherheit und Komfort.“ Bayer nutzt ein Tablet, mit dem die Sicherheitsfachkräfte auch am Sammelplatz immer auf die aktuellen Live-Zutrittsdaten zugreifen können. Die Erfassung und Speicherung der Daten erfolgt konform der Informationssicherheit und des Datenschutzes. „Uns war wichtig, dass die Daten der Mitarbeiter*innen aus der Zugangskontrolle nicht mit der Zeiterfassung verbunden sind oder durch Vorgesetzte ausgelesen werden können“, erklärt Franz-Josef Christ, vom Bayer-Betriebsrat. Auf der anderen Seite wären auch Anwendungsfälle denkbar, bei denen sich die Leistungsnachweise von Fremdfirmenmitarbeiter*innen überprüfen lassen. Da auch die Werkfeuerwehr in Knapsack Tablets einsetzt, wäre es außerdem möglich, das System der Kund*innen mit den Tablets der Feuerwehr zu verbinden. Dadurch entfiele ein weiterer Abstimmungsschritt, weil die Rettungskräfte immer über alle Zu- und Abgänge aus dem jeweiligen So geht die Werkfeuerwehr im Alarmfall vor: 1. Die Rettungskräfte rücken zum Einsatzort aus. Die Betriebe von Bayer und BASF nutzen die elektronische Zugangslösung bereits. Gebäude informiert wären. Ronald Rafalski: „Daran arbeiten wir bereits.“ Eine solche Zugangslösung lässt sich bei fast allen Unternehmen realisieren, die einen elektronischen Zugangsschutz besitzen. Im Chemiepark ist dies überall möglich, denn die nötigen Voraussetzungen sind bereits erfüllt. Und zusätzliche Erfassungsgeräte lassen sich dort, wo gewünscht, einfach ergänzen. So können elektronische Zugangslösungen ein deutliches Plus an Sicherheit bieten – bei vergleichsweise geringem Aufwand. 2. Am Einsatzort informiert der Notfallbeauftragte des Betriebes die Rettungskräfte über den Stand der Dinge: Was ist passiert? Wo genau ist es passiert? Welche Stoffe sind ausgetreten? Haben alle Personen das Gebäude oder die Anlage verlassen? Befinden sie sich am zugewiesenen Sammelplatz oder wird noch jemand vermisst? Wenn ja, wo, oder wo war der letzte Aufenthalt der vermissten Person? 3. Ist nicht klar, ob sich noch jemand im Betrieb aufhält, sucht die Feuerwehr das Gelände nach Personen ab. 4. Die Rettung von Menschenleben geht vor! Sollten nicht alle Feuerwehrleute für die Menschenrettung benötigt werden, leiten sie parallel die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr ein. 5. Ist der Stoffaustritt oder der Brand unter Kontrolle, übernimmt der Betrieb und fährt die Anlage in den sicheren Zustand. Ausnahme Messwarte: Je nach Gefahrensituation bleibt die Messwarte auch im Falle einer Evakuierung besetzt, um die Anlage so lange wie möglich zu steuern. Viele Messwarten befinden sich daher nicht in der Anlage selbst, sondern in einem separaten Gebäude. KNAPSACKSPIEGEL 1 / 2022 | 15

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