„Wir haben uns immer wieder neu erfunden“ Marcus Wenzel, zum 31. März ausgeschiedener Leiter Werkschutz YNCORIS, zieht im Interview Bilanz HERR WENZEL, IHRE ZEIT IM CHEMIEPARK KNAPSACK GEHT DEM ENDE ENTGEGEN – AM 31. MÄRZ GEHT ES IN DEN WOHLVERDIENTEN RUHESTAND.* Ganz genau. Noch zwei Wochen Bereitschaft als Notfallmanager und ab Ende März ist dann noch die Tschüss-Woche von Montag bis Donnerstag. Mit Laufzettel und Verabschiedung hier und da, überall nochmal eine Tasse Kaffee trinken mit den Kollegen, mit denen man jahrzehntelang zusammengearbeitet hat. LASSEN SIE UNS AUF IHREN BERUFLICHEN WERDEGANG ZURÜCKBLICKEN UND EINE PERSÖNLICHE BILANZ ZIEHEN. WAS WAREN DIE WICHTIGSTEN STATIONEN? Mein beruflicher Werdegang ist im Prinzip schnell erzählt. Ich habe Ende 1975 meine berufliche Laufbahn beim Bundesgrenzschutz gestartet und dort eine achtjährige Dienstzeit in verschiedenen Abteilungen absolviert. 1983 bin ich von dort gewechselt zu Mercedes-Benz. Dort habe ich zwei Jahre lang Personenbegleitschutz gemacht, bevor ich 1985 hier im Chemiepark beim Werkschutz angefangen habe. „Technik ist wichtig, aber das Wichtigste sind die Mitarbeiter, die diese Technik bedienen, dem Unternehmen loyal gegenüberstehen und wissen, was es bedeutet Dienstleister zu sein. Und da bin ich gerade bei unseren Mitarbeitern extrem stolz.“ Marcus Wenzel *Anm. d. Redaktion: Das Gespräch wurde Anfang 2022 geführt 22 | KNAPSACKSPIEGEL 2 / 2022
„Ich habe Markus Fröhlich gesagt, er soll nie versuchen mich zu kopieren, das geht in die Hose. Er muss seinen eigenen Führungsstil finden. Der Output ist bei ihm vom gleichen Erfolg begleitet – er wird von der Truppe anerkannt.“ Marcus Wenzel DER BUNDESGRENZSCHUTZ WAR DAMALS FÜR DIE SICHERUNG DER GRENZEN ZUSTÄNDIG? Inzwischen hat sich das sehr gewandelt und heißt jetzt Bundespolizei. Aber damals war das noch der klassische Grenzschutz, mit Standorten an der innerdeutschen Grenze. Da gab es sechs, sieben Standorte, wo Grenzschutzeinheiten postiert waren. Als diese Grenze Ende der achtziger Jahre wegfiel, wurde der Grenzschutz zunehmend an Bahnhöfen und Flughäfen eingesetzt. WIE WAREN DIE ERSTEN JAHRE IN KNAPSACK? Innerhalb des Werkschutzes habe ich die ersten Jahre mit Streifentätigkeiten verbracht, wie Tordienst und Kontrolldienst. 1992 wurde ich dann zum Wachleiter ernannt. Damals war der Werkschutz noch so zirka 50 Mitarbeiter stark – und es gab noch keine Mitarbeiterinnen. Deshalb brauche ich das auch nicht zu „gendern“ (lacht). Ende 1997, Anfang 1998 bin ich in die Leitung des Werkschutzes aufgestiegen – mittlerweile ist das jetzt auch fast 25 Jahre her. Und seitdem bin ich Leiter Werkschutz – und ergänzend seit 2006 noch einer der diensthabenden Notfallmanager. DAS THEMA SICHERHEIT HAT SIE VON BEGINN IHRER BERUFLICHEN KARRIERE AN BEGLEITET UND BIS ZUM SCHLUSS NICHT MEHR LOSGELASSEN? Absolut, genau so ist das. Ich habe im Prinzip nie etwas anderes gemacht – natürlich in verschiedenen Facetten. Es ist schon etwas Anderes, ob ich das privatrechtlicher Natur, wie zurzeit, mache – oder vorher als Amtsträger hoheitliche Befugnisse hatte. Aber im Prinzip ist das alles im großen Bereich Sicherheit angesiedelt. WENN SIE ZURÜCKBLICKEN AUF DIE ZEIT IN KNAPSACK, WAS WAREN DIE SCHLÜSSEL ERLEBNISSE? Schlüsselerlebnisse gab es sehr viele. Also einmal grundsätzlich die Karriere, die ich gemacht habe mit der Übernahme der jeweiligen Verantwortungsbereiche. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen und Bereichen. Das hat mir immer sehr, sehr viel Spaß bereitet. Aber es war natürlich auch herausfordernd, wie zum Beispiel einige Projekte, die wir im Rahmen von Organisationszusammenlegungen Ende der 1990er Jahre hatten. Damals kam der große Wechsel von Hoechst zum Chemiepark Knapsack. Da waren wir noch ein Riesenkonzern bevor wir dann aufgesplittet wurden in einzelne Standortgesellschaften und eine Betreibergesellschaft InfraServ Knapsack. Das heißt also, aus den Kollegen aus der Anfangszeit wurden von heute auf morgen teilweise Mitbewerber und Kunden. UND DANN FOLGTE DER WERDEGANG DES WERKSCHUTZES IM CHEMIEPARK KNAPSACK. Richtig, von da an galt es, die Tätigkeit des Werkschutzes kontinuierlich weiterzuentwickeln und „up to date“ zu bleiben. Wir mussten uns auch technisch ganz neu aufstellen, weil wir uns personell immer weiter verringert haben. Jetzt aktuell haben wir noch 18 Mitarbeiter und wir waren damals wie gesagt deutlich über 50. Das ist alles kompensiert worden durch Technik. Und diese Technik musste ausgesucht, implementiert und später dann betreut werden. Auch das Personal musste sich den Gegebenheiten anpassen durch Schulungen, durch Qualifikationen und durch ständige Weiterbildung. SIE HABEN VON DER ENTWICKLUNG HER VON DER ERSTEN STUNDE AN ALLES MITGEMACHT. MEHR TECHNIKORIENTIERUNG, WENIGER PERSONAL UND MITARBEITER, DIE IMMER MEHR ZU ECHTEN SICHERHEITSEXPERTEN WERDEN MUSSTEN. GAB ES VOR DIESEM HINTERGRUND EINSCHNITTE, DIE DIESE ZEIT AUCH NEGATIV GEPRÄGT HABEN? Nein, das kann ich überhaupt nicht sagen. In diesen 37 Jahren, die ich jetzt hier bin, habe ich nie das Gefühl gehabt, dass es nicht mehr weitergeht, oder irgendwie mein Arbeitsplatz oder das ganze Unternehmen in Gefahr ist. KNAPSACKSPIEGEL 2 / 2022 | 23
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