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KnapsackSPIEGEL 6/2022

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Das Magazin des Chemieparks Knapsack

ERSTE HILFE FÜR DIE

ERSTE HILFE FÜR DIE SEELE Seminar hilft, bei traumatisierenden Ereignissen mit Betroffenen zu kommunizieren Wie damit umgehen, wenn Menschen im beruflichen Umfeld schwer verletzt werden oder sogar sterben? Viele haben auf diese Frage keine Antwort. Dabei können Kolleg*innen und Führungskräfte wertvolle Hilfe leisten. Das Seminar „Psychologisches Notfallmanagement“ von YNCORIS bereitet Mitarbeiter*innen im Chemiepark Knapsack auf eine Situation vor, die hoffentlich nie eintritt. A m Morgen saß er noch ganz normal im Büro, am Nachmittag ist er einfach umgekippt und war tot.“ Eine solche Erzählung hat sicher schon der eine oder andere von Freunden oder Kolleg*innen gehört. Auch wenn viele spontan an die Angehörigen denken, ist der Verlust eines Menschen im Arbeitskontext für die betroffenen Kolleg*innen und Führungskräfte ebenfalls eine extreme Belastung. Wie sollen sie mit dem Erlebten und den – vielleicht sogar befreundeten – Angehörigen umgehen? Fühlen Sie sich nach einem einschneidenden Ereignis auch dauerhaft niedergeschlagen, verzweifelt oder haben Angstzustände? Dann sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten, dem Werksärztlichen Dienst oder Ihrem Hausarzt. Viele Unternehmen im Chemiepark, darunter auch YNCORIS, arbeiten zudem mit dem Fürstenberg Institut zusammen. Sie erreichen es telefonisch unter 0800 3877836 oder über www.fuerstenberg-institut.de TRAUMATISIERENDES ERLEBNIS VERARBEITEN Ganz gleich, ob schwerer Unfall, Großschadensereignis oder ein natürlicher Tod – bei vielen solcher Erlebnisse reichen die Erfahrungen und Fähigkeiten eines Menschen nicht aus, um die einschneidende Lebenssituation direkt zu bewältigen. „Solche Notfallsituationen können psychische Traumatisierungen bei Notfallopfern, Angehörigen, Hinterbliebenen, Augenzeugen, Ersthelfern, Einsatzkräften und betroffenen Kolleg*innen nach sich ziehen“, sagt Holger Reiprich. Als Notfallseelsorger und Master of Counseling hat er schon viele solcher Fälle erlebt. „Sie bedürfen daher einer kompetenten psychischen Begleitung, damit diese normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Ereignis nicht chronisch und dauerhaft wird.“ Doch auch Laien können viel tun. Denn in psychosozialen Krisen hilft oft bereits ein Gespräch mit einem nahestehenden, verständnisvollen Menschen. Die wenigsten wissen allerdings, wie sie mit Kolleg*innen und Angehörigen sprechen sollen. YNCORIS hat daher bereits vor einiger Zeit zusammen mit Reiprich ein Seminarangebot auf den Weg gebracht, das zunächst nur Mitglieder der Werkfeuerwehr, das Notfallmanagement und Führungskräfte der YNCORIS unterstützen sollte. Es vermittelt nicht nur die psychologischen Grundlagen, sondern gibt auch konkrete Hilfestellungen für den Umgang mit Betroffenen eines traumatisierenden Erlebnisses. Seit Mitte des Jahres ist das Seminar für alle Interessierten aus dem Chemiepark Knapsack offen – und regelmäßig in kürzester Zeit ausgebucht. Ferdi Schmitz, Betriebsassistent im Bildmaterial: New Africa und SpicyTruffel (Illustration) – stock.adobe.com 12 | KNAPSACKSPIEGEL 6 / 2022

Posttraumatische Belastungen Traumatisierendes Ereignis? So helfen Sie sich selbst: ⊲ Ich tue, was mir möglich ist. ⊲ Ich gehe Schritt für Schritt vor. ⊲ Ich kann abgeben. ⊲ Ich bleibe ruhig. ⊲ Ich brauche Pausen. ⊲ Ich muss da durch – es geht vorbei. So helfen Sie Betroffenen: ⊲ Sprechen Sie sie ruhig an und stellen Sie Blickkontakt her. ⊲ Sorgen Sie für Nähe und lassen Sie die Betroffenen nicht allein. ⊲ Vermitteln Sie Sicherheit, geben Sie knappe Informationen. ⊲ Stellen Sie Fragen und hören Sie zu. Unter Schock stehende Menschen brauchen in jedem Fall in den ersten 30 Minuten eine feste Begleitung und Beobachtung. Wenn Sie das Gefühl haben, der Situation nicht gewachsen zu sein, überlassen Sie die Aufgabe einem geschulten Kriseninterventionsteam. Die Notfallmanager im Chemiepark stehen mit solchen Fachleuten in Kontakt. PZP-Betrieb von Clariant, war einer der ersten Teilnehmer. Er gehört zum Local Emergency Management Team, dem sogenannten Notfallstab des Unternehmens. Dieser kommuniziert im Ereignisfall unternehmensintern und übernimmt ab einem gewissen Zeitpunkt den Einsatz des Werkskrisenstabs. „In meinem Umfeld sind leider im Laufe meines bisherigen Berufslebens zwei Kollegen während oder kurz nach ihrem Arbeitseinsatz gestorben. Deshalb fühlte ich mich Bei einer psychischen Belastung durchläuft der Mensch verschiedene Stadien. In einer ersten Schockphase, die bis zu einer Woche dauern kann, kann es zu akuten Belastungsreaktionen kommen. Das ist eine normale Reaktion des Körpers auf eine außergewöhnliche Situation. In der folgenden Einwirkungsphase versuchen die Betroffenen, mit dem Erlebten fertig zu werden. Manche Menschen leiden an Depressionen, Angstzuständen oder Verzweiflung. Andere durchleben das Ereignis immer wieder, zum Beispiel in Alpträumen. Wenn solche Symptome mehrere Monate nach einem traumatischen Erlebnis nicht nachlassen, wenn sich Betroffene immer mehr zurückziehen und es nicht mehr allein aus der Spirale der negativen Gedanken schaffen, sprechen Experten von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Sie lässt sich gerade bei einzelnen traumatischen Ereignissen gut behandeln. vom Angebot direkt angesprochen.“ Weil Notfallmanagement unter psychologischen Gesichtspunkten oft nicht geschult wird, hätte auch er vor dem Seminar nicht gewusst, wie er sich in einer Notfallsituation gegenüber dem betroffenen Umfeld verhalten soll. Durch das Seminar und Dank der Unterlagen und Checklisten fühlt Schmitz sich nun deutlich besser vorbereitet: „Ich weiß, wie ich in einer solchen Situation ansetzen kann, habe aber auch verstanden, dass es neben Empathie für andere auch für meine eigene Psyche wichtig ist, Abstand nehmen und loslassen zu können, weil ich die traumatische Situation selbst nicht ändern kann.“ ABGESTIMMTE SEMINARINHALTE Das Seminar „Psychologisches Notfallmanagement“ richtet sich an Führungskräfte im Chemiepark Knapsack. Teilnehmen können aber auch alle anderen Interessierten im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit. Das eintägige Seminar mit maximal zehn Teilnehmenden startet mit der Vorstellung der Meldekette im Chemiepark Knapsack durch die Arbeitssicherheit oder das Team Notfall- und Krisenmanagement von YNCORIS. Danach geht Reiprich auf die psychologischen Grundlagen ein. Hinzu kommen konkrete Beispiele und Hilfestellungen für den Umgang mit dem Unfallopfer oder Hinterbliebenen. Persönliche Erfahrungen und Erwartungen der Teilnehmenden fließen ebenfalls ein. Sie sollen durch das Seminar eine Veränderung und mögliche psychische Belastung frühzeitig erkennen und Betroffenen professionelle Hilfe und Unterstützung anbieten können. Psychologisches Notfallmanagement Hier finden Sie weitere Informationen zum Seminarangebot und aktuelle Termine. KNAPSACKSPIEGEL 6 / 2022 | 13

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